2. SONNTAG NACH WEIHNACHTEN

3. Jänner 2016

 

Evangelium nach Johannes (1, 1-5.9-14)

Gedanken zum Evangelium

Das Wort. „Ich verstehe dich Wort für Wort.“ - „Ein Wort gibt das andere“ - „Mir fehlen die Worte.“ - „Mein Wort halten.“ - „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“ - „Das große Wort führen.“ - „Ein gutes Wort einlegen.“ - „Jemanden beim Wort nehmen….“

Das Wort ist etwas Wirksames, kann etwas bewirken. Es kann aufheitern, begeistern, Freude hervorrufen, aufleben lassen, mich dazu bewegen etwas zu tun. Oder auch das Gegenteil: Ein Wort kann zerstören, herabsetzen, erniedrigen, klein machen. Das Wort ist eine Kraft.

Der Hauptmann van Kafarnaum sagte zu Jesus: „Ich kann meinen Soldaten Befehle erteilen. Wenn ich zu einem sage: 'Geh!', dann geht er; wenn ich zu einem andern sage: 'Komm!', dann kommt er; und wenn ich meinem Diener befehle: 'Tu das!', dann tut er's.« Deswegen bittet er Jesus: „Sag nur ein Wort, und mein Diener wird gesund!

„Und Gott sprach… und es geschah!“. So wird die schöpferische Kraft Gottes beschreiben. Ein Wort von Gott, und es geschieht, was er sagt. Gott, der Ursprung allen Lebens. Der Evangelist Johannes hat sich in seinem Prolog davon inspirieren lassen: „Im Anfang war das Wort. Und das Wort war nah bei Gott. Und Gott selbst war das Wort. Alles ist entstanden durch das Wort, das Gott ist.“

Dieses Wort ist Fleisch, Mensch geworden. Jesus ist Gottes Wort an uns: Gott hat in ihm gesprochen. Gott hat sich geäußert – sich mitgeteilt – sich ausgedrückt – uns angesprochen. Durch Jesus teilt Gott uns mit, wer er für uns sein will, wie er zu uns steht, was er von uns erwartet, dass er mit uns verbunden sein möchte, dass wir ihm nicht gleichgültig sind, dass er uns liebt.

Dieses Wort Gottes an uns, an mich, kommt mir vor wie ein Licht, das meine Unsicherheiten, meine Unruhe, meine Finsternis, meine Einsamkeit, meine Zweifel, vertreibt – Gottes Wort bringt Wärme in die Kälte meiner Welt und meines Lebens. Es ist, wie so oft in den Psalmen gesagt wird: „Ja, du bist meine Leuchte, Herr. Der Herr macht meine Finsternis hell.“ – „Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? – Oder im Johannesevangelium: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“

So verstehe ich Jesus, wenn er sagt: » Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.« (Joh 8, 12) Ich weiß jetzt, wer ich bin, wozu ich da bin, was meine Lebensaufgabe ist. Im ersten Brief des Johannes heißt es: Gott ist Liebe. Dies zu wissen, erleichtert, wirkt befreiend, nimmt alles Bedrohliche weg. Ich darf aufatmen. Ein Grundvertrauen entsteht.

Aber es wird mir so auch klar: Nur wer liebt, ist im Licht. Nur wer liebt, folgt Jesus auf seinem Weg. Nur wer liebt, zeigt den wahren Glauben. Nur wer liebt, kann Gott erkennen. Und: Wer sich geliebt fühlt, den drängt es, selbst zu lieben.

Wenn ich also etwas über Gott erfahren will, höre ich auf sein Wort, höre ich auf Jesus. Jesus ist mein Weg, mein Zugang zu Gott. Jetzt weiß ich an was für einen Gott ich glauben soll, dass ich zu diesem Gott Vertrauen haben kann, dass ich mit ihm rechnen kann, dass ich mich in seiner Hand geborgen fühlen darf.

Aber das Wort, die Mitteilung, die Botschaft von Gott kommt nicht immer an. Derjenige, für den das Wort gemeint ist, kann sich verschließen, einfach nicht hinhören, einfach überhören, weghören. Das Licht strahlt in der Dunkelheit, aber die Dunkelheit hat sich ihm verschlossen.

Wie oft bin ich nicht verschlossen, bin ich in der Dunkelheit? Oft höre ich einfach nicht auf das Wort, das Gott - durch Jesus - zu uns, zu mir spricht. Es wird übertönt durch andere Worte und Interessen. Gott ist oft weit weg, aus meinem Leben verdrängt. Er ist einfach nicht da, weil ich einfach nicht bereit bin, mich für ihn zu öffnen. Weil ich mich abschirme, nicht zulasse, dass sein Wort mich trifft und berührt.

Hier und dort dringt Gott trotzdem in mich hinein. Plötzlich, unerwartet trifft mich sein Wort, fühle ich mich persönlich angesprochen wie von einem liebenden Vater. Dann komme ich mir vor wie sein Kind, das sich in seiner Hand geborgen fühlt. Ein beglückendes Gefühl.

Gott hat gesprochen. Gott spricht immer noch. Öffnen wir unsere Ohren, öffnen wir unser Herz für ihn.

 

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